höhnisch grinst das eichhorn mir
höhnisch grinst das eichhorn mir
durch efeu und durch wilden wein
will einsam wanderer necken
lädt zu gendarm und räuber ein.
oh fröhlich nagetier
für deine spielchen fehlt mir itz der sinn
denn der gedanke an sie
verfolgt mich wo immer ich auch bin
zärtlich lockten ihre augen
schwarz wehte ihr henna haar
Die erinnerung ist schwerer mir
als mein rucksack es je war
oh herr der hohen krone
siehst nicht meiner seele schwielen?
zum teufel auch eichhorn
vergessen will ich, fangen wollen wir spielen.
Oktober 1988
Kamptaler Perle
Dem Kameradschaftsbund von Langenlois gewidmet
Kriegerisch klappern Prothesen
zu sturmespeitschend Phrasendresche,
und ist man auch schon am Verwesen:
Russenblut zeugt Jugendfrische.
Dem einen fehlen beide Backen,
dem andern nur die Seele,
doch schlagen beide sie die Hacken
zusammen für neue Befehle.
Die Illusion von salzigem Blut
auf verdorrten Zungenspitzen
läßt in selbstgerechter Wut
deutsche Gemüter erhitzen.
Im martialischen Trommeln von Herzschrittmachern
Lodenmäntel erzittern.
Man träumt wieder von den alten Sagas,
von Stalingrad-Gewittern.
Es saufen German-Recken aus Hunnenschädeln
schalen Wein,
und zwicken mit den Gebissen Kellnermädeln
in den Hintern rein.
Man schlägt mit rostigen Krücken den Takt
Zu alten Markomannenweisen.
Und fröhlich pocht der Herzinfarkt.
Den zornig Gott laßt uns preisen.
Abszesse platzen,
Krampfadern schwellen,
Gurgeln röcheln,
wenn Baßtuben erschallen.
»Ich hatt einen Kamer-aa-adaen,
dem verfaulten beim Marsch beide Wa-aa-aden.«
Ei, so frhlich waren wir schon lange nicht,
und im Gesicht noch nie so rot.
Laßt uns eitern, bis der Tag anbricht.
Lang lebe unser Helden-Kot.
Denn manch Sturmgewehr,
das schießt nicht mehr,
und manch ein Darm
verschließt nicht mehr.
So ergießt sich in Siegeseuphorie
blutheißes Nutella über manch Seniorenknie.
Was nicht weiter stört,
denn bekanntlich:
Schwarzbraun ist die Haselnuß
und jeder Schuß
ein
Ruß.
Juli 1988
Thema mit Variationen
Wos is waunn da Gerhad Berga fum Niki Lauda a Kind kriagt?
daunn wiad eam da Fieraschein entzong
daunn deaf a nimma im Kras foan
daunn braucht a nimma zum Militäa
daunn fliagt da Niki Lauda fua lauta Freid in siemtn Hümmi auffe
daunn waß a a amoi a wia des is
daunn muaß a recht fü schwimma geh
daunn schaut eam sei Ehefrau nimma au
daunn muaß eam die Foaml ans a Umstonsdkleidl nahn
daunn deaf a a Leben long gratis mit da Laudaäa fliang
daunn muaß de Foaml ans an Plautz fia sein Bauch ausn Auto stemman
daunn is da Reinhold Messner gaunz eifasichtig
daunn heat a hoffentlich zum Raukn auf
daunn haß i Olgatschechowa
daunn hüft eam da Niki Lauda beim Rafnwechseln
(damit jo kane Komplikationen aufdredn)
daunn foan seine Konkurrenten beim Graundprie fu Monza
aus Ricksichtnahme sicha um a Spua longsoma
daunn deaf a fia a zeidl nua midn Benetn-Kindawagal foan
daunn winscht eam da Sigi Bergmann ollas Guade
daunn deaf estarreich sicher net zur ege
daunn wiad de Gepuat sicha leif fum Oaf ibatrogn
daunn schickt eam da Waldheim sicha mid freindlichn Griaßn
frische Bleamln und Bischgodn auns Bett
daunn san die eastn Wuat die des Kindl schbrechn kau: jä-äm jäm
daunn haßt des Kind waunns a Bua is sicha Peäß
und waunns a Madl wiad Kaämha
daunn loßt a se sicha sofuat bei da Reiffeisn gengas Leben fasichan
Jo und wos is a waunn a des Kindl des a fum Niki Lauda kriang soit afoch odreim loßt? Na?
Daunn red da Popst ka Steamswuat mea med eam.
September 1988
Hemingway. Eine Abrechnung
Wenn es Hemingway, die treuherzigen irischen Äuglein
Von zwei Gimlets und einem Whiskey getrübt,
plötzlich ganz mächtig an den Cojones juckt,
dann sind die Gazellen,
die der Distriktsgouverneur für seinen
prominenten amerikanischen Gast anbinden ließ,
bestimmt nicht mehr weit.
Und er gibt seinem Boy,
der nicht ahnt, daß er zur Erhaltung der Familie
diesmal mit dem großen Hemingway auf dem Rücken
durch die Savanne galoppieren darf,
die Sporen, stets den Duft
unbeweglicher Gazellenärsche
in der alten Jägernase.
Cause a man must fight, fight, fight,
til his face decorates the cover of Life magazine.
Und der alte Jäger denkt zurück an Paris,
an Zürs, am Pamplona und die weite See,
und denkt sich:
Was bin ich doch für ein famoser Kerl.
Jänner 1987
Ende im nassen Sand
Es ertastet deine heiße Zunge
umrahmt von fleischig Lippengier
die Eitergeschwüre meiner Lunge –
so tief vergräbt du dich in mir.
Vor Glück löst der Schleim der Lungen
sich heiser und blutig rot;
nur die Wärme unserer Hoffnungen
bewahrt vor dem Erfroierungstod.
An den Strand gespült
von kalter Schicksalsgischt,
die Kadaver ineinand gewühlt,
sind dem Tode wir entwischt.
Selbst die Möwen haben beim Gestank
unseres morschen Fleisches sich erbrochen,
denn der glühende Aussatz nagt frank
und frei an unseren Knochen.
So laß uns als allerletzte Droge
glückesschwanger zusammenklemmen,
denn bereits die nächste Salzeswoge
kann uns faule Brühe von dannen schwemmen.
September 1988
Dann kehre ich zurück
Die sanktionierten Ingeniuere der Destruktion
schaben mir mit ihren antiseptischen Küretten
Poesieabszesse aus der Hirnschale,
setzen Tennisbälle an deren Stelle.
Meinen Poesieschleim schütten sie in den alten Fluß.
Wie dumm ihr seid.
Sobald ich eure Tennisbälle, die ihr mir
zur Erhaltung des Status quo
ins Hirn gepflanzt habt,
durch die Nüstern ausgerotzt habe,
mache ich mich wieder auf die Suche,
verschwinde im alten Fluß
und kehre irgendwann mit mehr Poesiesäure zurück,
als sich eure Schulweisheit träumen läßt.
August 1988
Fortschritt
Zwar fielen uns die Haare aus,
doch wuchs das Hirn uns enorm.
Wir ersannen das Geld, das Fertigteilhaus,
die Vergewaltigung, die Moral und die Norm.
Wir ebneten uns die höchsten Berg
geradlinig dem Fortschritt entgegen,
denn wir vernunftbegabten Cerebralzwerge
können nur auf geraden Bahnen uns bewegen.
Wir haben den Kannibalismus überwunden,
es gibt subtilere Wege, einander aufzufressen.
Dabei ist uns jedoch die Seele entschwunden.
Als ehrliche Kannibalen hatten wir noch eine besessen.
Wir konnten mit dem eisernen Griff unserer Theoreme
die Welt von ihrer magischen Feuchtigkeit befreien,
denn die hohlen Früchte unserer Denksysteme
können auf Wüstenboden nur gedeihen.
August 1987