Der Vater meines Vaters war Marineoffizier,
und da Österreich nach dem I. Weltkrieg
keinen Bedarf an Adriakapitänen hatte,
der jüngste Frühpensionist der I. Republik.
Die Mutter meines Vaters war die Tochter
eines Fabrikanten, der Papier
aus alten Fetzen herstellte, sich beim Kaiser
einen Adelstitel erkaufte und sein Vermögen
noch zu Lebzeiten anbrachte.
Die Mutter meiner Mutter war Waise,
mit 11 wurde sie von der Familie meines Großvaters
als kostenlose Arbeitskraft auf deren Bauernhof gebracht.
Der Vater meiner Mutter war Bauer, Wirt und Maurer.
Und als solcher einer der wenigen Mitglieder
der Sozialistischen Partei im südlichen Waldviertel.
Um nicht töten zu müssen
(und nicht getötet zu werden),
verstümmelte er sich am Fuß.
Nachdem er vom Krieg heimgekehrt war,
pflanzte er hundert Obstbäume.
Mein Vater war Tierarzt, Naturschützer und Privatgelehrter.
Meine Mutter wollte Architektur studieren,
doch sie wurde Hausfrau und Mutter von fünf Kindern.
Ich war das vierte.
Am westlichen Eingang zur Wachau wuchsen wir auf.
Ich bin Autor. In beinah allen Textgattungen.
Mit Ausflügen in Film, Musik und grafische Formen.
Ich habe studiert – Sozial- und Kulturanthropologie,
auch etwas Philosophie, Psychologie und Geschichte.
Ich habe einmal viel gewusst,
als Vehikel für mein Denken.
Seitdem mein Denken selber gehen kann,
ließ ich Faktenballast auf dem Weg zurück.
Das erste Mal an die Öffentlichkeit
trat ich als Kabarettist.
Als ich Kabarett und Uni über hatte,
schlug ich mich als Medikamentenproband,
Sperrmüllsammler, Musikjournalist,
Veranstalter, Korrekturleser, DJ durch.
Von meinen künstlerischen
und gesellschaftskritischen Arbeiten kann ich nicht leben.
Suchte man nach einer geistigen Klammer
meines Denkens und Schreibens, nach dem
roten Faden, so könnte man mich als
Antiessenzialisten bezeichnen.
Weil das aber ein so hässliches Wort ist,
bezeichne ich mich als solchen nicht.
Ein schönes Wort ist Kommunist.
Religionskritik ist mir so selbstverständlich,
dass ich die Spuren des Religiösen
bei den vermeintlich Ungläubigen suche.
Antirassismus ist mir so selbstverständlich,
dass ich die Spuren des Rassismus
bei den vermeintlich Vorurteilslosen suche.
Feminismus ist mir so selbstverständlich,
dass ich die Spuren der Frauenfeindlichkeit
bei Frauenfreunden und Männerversteherinnen suche,
Aufklärung und Vernunft sind mir so selbstverständlich,
dass ich die Spuren von Unvernunft und falschem Denken
bei den vermeintlich Aufgeklärten suche.
Und suchst du das alles auch bei dir?
Ja, nur nach dem Narzissmus hinter der Maske
der Bescheidenheit suche ich nicht,
denn der zeigt sich offen allen, die die Menschen kennen.
Oft hab ich mich verneigt,
nie hab ich mich gebückt.
Noch einiges hab ich zu sagen,
deshalb höre ich mit dem Schreiben
einstweilen nicht auf.
Auch ein paar Dramen und Filme
warten noch darauf,
von mir inszeniert zu werden.
Wenn ich dann gesagt habe,
was ich zu sagen hatte,
und gezeigt habe,
was ich zu zeigen hatte,
werde ich endlich meine Hardpunkband gründen
und jenes überfällige Königreich,
in dem jede und jeder
König*in ist.
Wer sich für Auszeichnungen und Preise interessiert, die mir zuteil wurden, findet sie hier.