Eine Donau-Farce
Drava 2013
Verlagstext:
Eine Berliner Literaturkritikerin, ein deutscher Banker, ein Kärntner Volxmusiker namens Lois K@r@w@nkinger, das Eingeborenenmädchen Lagunica und der geistig behinderte, stets geile Mönch Teofil werden als Schiffbrüchige vom bärbeißigen Kapitän Zvonko an Bord seines Donauschiffs genommen. Da gesellt sich noch der Dichter, Supertyp und Balkanspezialist Trader Horn, ein moderner Old Shatterhand, hinzu. Er soll im Auftrag Angela Merkels den Brustpelz des weltberühmten Schriftstellers Dragutin Draculescu erbeuten, der sich zum Zaren ausgerufen und einen Zigeuneraufstand angezettelt hat. Wie sich herausstellt, nehmen alle Protagonisten des Stücks ihr je eigenes Interesse an Draculescu. Es folgt eine abenteuerliche Flussreise durch moskitoverseuchten und von barbarischen Walachen, Serben, Skythen und NGOs bewohnten Dschungel, ehe es in der rettenden Stadt Lepograd zum unerwarteten Showdown kommt …
Trommeln vom anderen Ufer des großen Flusses beschließt eine Komödientrilogie, die satirisch die kulturindustriell gefilterte Wahrnehmung und Verwertung der Welt reflektiert. Dieses Mal ist es wieder eine östliche Welt, auf die westliche Geistesmenschen ihre kulturelle Libido und koloniale Gier richten. Noch bizarrer und noch dichter an sprachlichen Volten und Pointen.
Richard Schuberth führte Teile des Stücks in Form von szenischen Lesungen 2009 und 2010 im Stadttheater Walfischgasse und im Porgy & Bess auf. Begleitet wurde er dabei von einer »Donaukapelle« bestehend aus dem Akkordeonisten Martin Lubenov, dem Kavalspieler Dimitar Karamitev und dem Bassisten Jovan Torbica.
Die Aufführungsrechte für »Trommeln vom anderen Ufer des großen Flusses« liegen beim Kaiser Verlag.
Link zum Buch
https://www.drava.at/buch/trommeln-vom-anderen-ufer-des-grosen-flusses/
Reaktionen & Rezensionen
Dicht an Anspielungen wie der balkanische Urwald, sitzen bei Schuberth die satirischen Stiche tief und fest mitten im Schwarzen. Für die kulturell und geschichtlich weniger Bewanderten und daher weniger Beleidigten gibt es ein Glossar samt Ajvar-Rezept. Archaische Männer- und Frauenbilder, ethnische Konflikte und südländische sowie »Kulturmenschen«-Identitäten verspöttelt Schuberth im Vorbeigehen beziehungsweise im donauwälzenden Vorbeischwimmen. All dies mit einer Leichtigkeit und Unverkrampftheit, die selten ist unter Balkan-Belustigungen. Trommeln eine Satire auf den Kunst- und Literaturbetrieb zu nennen wäre eine verstaubte Phrase aus ebendiesem Milieu und weiters eine unsägliche Untertreibung. Es ist eher wie ein passionierter Schlag ins Gesicht. Tough love, ganz Balkan-Style.
Olja Alvir, dastandard
Assoziationen zu Jules Vernes Kurier des Zaren und Joseph Conrads Herz der Finsternis sind beabsichtigt, der Humor erinnert aber an Nestroy, Karl Kraus und die Simpsons. Was wie durchgeknallter Abenteuer-Trash daherkommt, entpuppt sich nämlich als ein Feuerwerk an Wortwitz und cleverer Gesellschaftskritik. Selbst die balkangeilsten Intellektuellen gehorchen hier im Rahmen einer kulturellen wie ökonomischen Osterweiterung bloß dem Verwertungszwang des Marktes. (…)
Von der ersten bis zur letzten Seite ein absolutes Lesevergnügen. Man merkt beim Lesen auch, wie viel Spaß der Autor beim Schreiben gehabt haben muss, ein Spaß, der ansteckt.
Dino Šoše, Wiener Vielfalt
Richard Schuberths neues Buch (…) ist eine literarische Balkanburleske, ein groteskes Stück voller Stereotypen, die so überzeichnet sind, dass sie schon wieder wahr sein müssen. (…) Schuberth verknüpft in „Trommeln vom anderen Ufer großen Flusses“ zwei Narrative: das der politisch-ökonomischen und das der kulturellen Osterweiterung. Seine Anti-Helden sind Ethnologen, Kulturmanager, Rezensenten und andere sogenannte »Kulturverwerter«, die ihr Kapital aus den Mythen über die überbordende Wildheit und bodenständige Echtheit des Balkan schlagen.
Rosa Nowak, Wiener Zeitung