Roman
Drava
Gerhild Pfister, 48, ist Facebook-Queen. Und sie ist kein besonders guter Mensch. Das weiß sie, und ebenso weiß sie, dass ihr das als kluger und frecher Frau ohnehin nicht zugestanden würde. Als feministische Leiterin ihres digitalen Salons und gefürchtete Onlinespötterin propagiert die gescheiterte Künstlerin die totale Social-Media-Existenz. Doch Gerhild hat Krebs und muss bald sterben. Im Wissen, dass ihr Facebook kein Denkmal setzen wird, wirbelt sie noch einmal so viel digitalen Staub auf wie möglich – bestraft, belohnt, empowert, kastriert.
Durch die unverhoffte Liebesaffäre mit dem Paketzusteller Haydar schlägt ihr Leben jedoch auf analogem Boden auf und bringt ihre – mit Hilfe von allerlei psychotropen Drogen stabilisierte – „Sterbe-Souveränität“ ins Wanken. Als Haydar verschwindet und sich die Indizien mehren, dass er von seinem Chef ermordet wurde, sinnt sie auf Rache. Doch die Rache misslingt, was ihr wider Erwarten eine neue Karriere verschafft, und dem Roman einen turbulenten wie ungewöhnlichen Showdown …
Der Paketzusteller ist der Bildungsroman einer Frau am Ende ihr Lebens, eine hundsgemeine Gesellschaftssatire zudem, voll vergnüglicher Hoffnungslosigkeit und frivoler Lebenslust. Eine Geisterbahn entlang der Abgründe auch der „fortschrittlichen“ Milieus unserer Gesellschaft, mitten durch die zugleich reale als auch Scheinwelt der Social Media. Die Gleise in Richtung Rückeroberung solidarischen und politischen Handelns bleiben dabei stets in Sichtweite.
„Schuberth gelingt es, nicht nur ein differenziertes Bild eines ,modernen‘ Menschen im Kontext der radikalen kommunikativen Umbrüche unserer Epoche zu skizzieren, sondern dies auch in sprachbewusster Art und Weise, oft auch mit satirischer Brillanz umzusetzen.“
Aus der Begründung der Jury des Elias-Canetti-Stipendiums